Ein Damm für die Straßenbahn: zwischen Magdeburger Ring und Albert-Vater-Straße wird die Strecke sichtbar

Textinhalt:
– Bauabschnitt 4: Damm über die Schrote, neuer Kanal & Leitungen, Kampfmittelräumung.
– Bauabschnitt 5: Ringabfahrt & Kreuzung fertig, Arbeiten im Milchweg laufen.
– Ziel: Ab 2028 fährt die Straßenbahn auf neuer Nord-Süd-Strecke mit neuen Haltestellen.

 
Ich war neulich auf der Abert-Vater-Straße unterwegs. Von der Straße hat man einen guten Blick auf die Bauarbeiten des 4. Bauabschnitts der neuen Straßenbahnstrecke der 2. Nord-Süd-Verbindung und sieht wie es voran geht.

Die Bauarbeiten an der neuen Trasse gleichen einem großen Puzzle, das sich Stück für Stück zusammensetzt. Mal werden neue Gleise gelegt, mal Leitungen oder Abwasserkanäle oder Dämme aufgeschüttet, auf denen zukünftig die Gleise verlaufen werden. Und doch entsteht langsam ein Bild: Ab 2028 soll hier die Straßenbahn fahren, für den Verkehr der Zukunft.

Den Verlauf der neuen Straßenbahnstrecke zwischen Tangente und Albert-Vater-Str. lässt sich inzwischen sehr gut erahnen.

Im Bereich der Schrote ist ein großer Damm mittlerweile fertig aufgeschüttet. Auf diesem wird künftig die Straßenbahn fahren und so die Höhenunterschiede im Gelände und das Gewässer überwinden. Ein neuer Durchlass sorgt dafür, dass das Bächlein, unter dem Bahndamm hindurchfließt. Im weiteren Verlauf der Bauarbeiten folgen noch Geländer, Schotter und Gleise.

 

Auch am anderen Ende des Bauabschnitts, im Editharing, herrscht geschäftiges Treiben. Der Boden ist aufgerissen, Bagger schaufeln sich durch Erde und Sand. Zwei massive Schächte ragen schon aus der Baugrube. Parallel dazu entsteht in großer Tiefe und deshalb kaum sichtbar, ein neuer Mischwasserkanal für die Kanalisation. Der Aushub für den neuen Kanal ist fast geschafft und der Geruch des vom Kanal verbrachten Abwassers liegt in der Luft. Die Grube ist mit einer veritablen Abstützung gesichert, die notwendig ist, um beim weiteren Graben der Baugrube Sicherheit zu gewährleisten und das Nachrutschen des Erdreichs zu verhindern.

Damit das Abwasser während der Bauarbeiten trotzdem zuverlässig abgeleitet werden kann, wurde eine Heberanlage eingerichtet. Sie übernimmt die Aufgabe, das anfallende Mischwasser, also Schmutzwasser aus den Haushalten und Regenwasser aus dem Kanal, herauszupumpen und über provisorisch verlegte Rohre an der Baustelle vorbeizuleiten. Auf diese Weise bleibt der Kanalbetrieb auch während der Bauarbeiten gesichert und die Baugrube kann trockengelegt werden, ohne dass es zu Rückstau oder Überflutung kommt.

Auch andere Leitungen werden verlegt: Kabel für Strom, Wasser und Telekommunikation ziehen sich entlang der Lärmschutzwand zum Magdeburger Ring – unscheinbar und doch für das spätere Funktionieren der Stadt unverzichtbar.

Doch nicht alles, was ans Tageslicht kommt, gehört zur Gegenwart. Fachleute des Kampfmittelräumdienstes sind dabei, seit Jahrzehnte vergrabene und verschüttete Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, wie etwa Stabbrandbomben, aus dem Erdreich zu bergen. Erst wenn diese wichtige Aufgabe erledigt ist, können die Bauarbeiten fortgeführt werden.

Werfen wir nun noch einen Blick auf den Bauabschnitt 5. Hier kehrt ein Stück Normalität zurück: Die Ringabfahrt von der B189 zur Ebendorfer Chaussee ist wieder frei. Autofahrer rollen bereits seit Mitte August über den von der MVB erneuerten Bahnübergang, der mit besonders stabilen Platten verstärkt wurde, um die Belastungen durch den Verkehr für die kommenden Jahrzehnte standzuhalten. Auch die Kreuzung am Milchweg/ J.-R.-Becher-Str. ist bereits fertiggestellt. Hier wurde ein neues Straßenbahngleiskreuz eingebaut. Wer hier zwischen Westen und Osten pendelt, spürt kaum noch, dass dort noch vor Wochen Bauzäune und Maschinen das Bild bestimmten. Dafür verlagern sich die Bauarbeiten nun in den Milchweg, wo aktuell Leitungsumverlege- und Gleisbauarbeiten durchgeführt werden. Neue Oberleitungsmasten warteten darauf, aufgerichtet zu werden, ein erstes sichtbares Zeichen des künftigen Straßenbahnbetriebs. Vorher ist aber noch ein tiefer Schacht für die Telekom zu erneuern. Für die Sicherung dieser Baugrube muss die vorhandene Fahrleitung an einem bereits temporär aufgestellten Mast aber erst noch rückverankert werden.

Bald konzentrieren sich die Arbeiten auf den den anstehenden Streckenbau zwischen dem Hermann-Bruse-Platz über den Olvernstedter Graseweg und den Burgstaller Weg bis zum nördlichen Milchweg. In mehreren Bauphasen sollen auch dort zahlreiche Kabel und Versorgungsleitungen erneuert sowie die dem Straßenbahn- und Individualverkehr dienenden Anlagen errichtet werden. Dazu gehören beispielsweise auch 2 neue Straßenbahnhaltestellen – eine in der Kritzmannstraße nördlich des Hermann-Bruse-Platzes sowie eine im Milchweg.

Mit jedem fertiggestellten Abschnitt nähert sich die Stadt ihrem Ziel: einer 2. Nord-Süd-Verbindung, auf der nach 2028 die Straßenbahn durch Magdeburg rollen wird. Ein Projekt, das den Alltag vieler verändert: schneller, leiser, moderner, besser vernetzt.