Gebeine und Munition: Was am Ring zu Tage kommt

Neben den Fahrspuren des Magdeburger Rings ist seit einigen Wochen der Kampfmittelräumdienst dabei, das Erdreich nach Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg zu durchforsten. Denn bevor die MVB hier mit großem Gerät die Ringverlegung für die neue Straßenbahnstrecke umsetzen kann, muss die Baustelle gesichert und frei von alter Munition sein. Bei meinen Besuchen auf der Baustelle schwingt immer ein mulmiges Gefühl mit, auch wenn die Arbeiten natürlich unter größter Sorgfalt durchgeführt werden. Umso mehr gilt mein Respekt den Mitarbeitern der Kampfmittelräumung, deren tagtäglich Brot es ist, mit potenziell gefährlichen Stoffen zu hantieren.

Die Fachfrauen und -männer haben dabei ein 1,5 Hektar großes Gebiet vor sich, das es gilt, frei zu machen. In unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof gelegen, war bereits im Vorfeld damit zu rechnen, Blindgänger und Munition zu finden, da sich das Areal mitten im Bombenabwurfgebiet befand.

Über 1.000 Verdachtsstellen wurden bei den Sondierungsarbeiten bereits identifiziert und untersucht. Vorsichtig werden die Stellen, teils in Handarbeit, freigelegt und geborgen. Dabei kam bereits eine halbe Tonne Munition zum Vorschein. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Brandbomben, Splitter und Reste alter Munition. Glücklicherweise blieb der Fund großer Blindgänger, die eine Entschärfung vor Ort notwendig machen würden, bisher aus.
Die gefundenen Reste werden kategorisiert und anschließend der Kampfmittelbeseitigung der Polizeiinspektion Magdeburg übergeben. Die Kollegen kümmern sich dann um die Entsorgung.

Der MDR hat in einem TV-Beitrag über die aktuellen Arbeiten berichtet: Hier geht es zum Video

Übrigens werden nicht nur alte Bombenreste aus dem Erdreich geborgen. Auch die Archäologen waren bereits vor Ort und haben dabei alte Knochenteile und Gebeine gefunden. Das lässt darauf schließen, so die Experten, dass vor langer Zeit der Bereich als Armenfriedhof genutzt wurde.

Warten auf die Sperrung: Der weitere Zeitplan

Erst im April, wenn der City-Tunnel für die Autofahrer nach fast acht jähriger Bauzeit freigegeben wird, kann die MVB die Bauarbeiten am Magdeburger Ring fortsetzen. Denn für die Verlegung und den Neubau eines großen Mischwasserkanals muss eine Fahrspur in Richtung Norden gesperrt werden. Die Details stellt die MVB rechtzeitig vor.