Für mich ging es mal wieder in den Norden Magdeburgs. Ein Besuch im Kannenstieg stand auf meinem Plan. Hier baut die MVB eine 1,0 km lange neue Gleistrasse als Abzweig von der Ebendorfer Chaussee ins Wohngebiet Kannenstieg (Bauabschnitt 6 der 2. Nord-Süd-Verbindung).

Zwischen Kannenstieg und Pablo-Picasso-Straße sind die Tief- und Gleisbauarbeiten weitestgehend abgeschlossen. Der Kreis der neuen Wendeschleife für die Straßenbahnen ist geschlossen und die Masten für die Oberleitungen sind gesetzt. Das sieht ganz schön groß aus, muss ich zugeben. Aber wohl auch deswegen, weil innerhalb der Wendeschleife eine Buswendeschleife mit barrierefreier Haltestelle für etwaige Schienenersatzverkehre und für den Nachtverkehr entsteht. Die Busse sollen voraussichtlich ab Oktober hier wenden können, sodass dann die große Umleitung der Linie 69 entfallen kann.  Zudem entstehen im inneren der Schleife 69 Parkplätze. Aber auch an das Grün wurde gedacht: Zwischen der Bushaltestelle und den Parkplätzen ist ein kleines Stadtwäldchen stehen geblieben.

Damit nicht genug, die Wendeschleife beheimatet auch zwei Toiletten für die Fahrpersonale der MVB, die bereits fertiggestellt und der Nutzung übergeben worden sind sowie ein Gleichrichterunterwerk. Dies soll einmal dafür sorgen, dass die Straßenbahnen ihren Strom aus der Oberleitung beziehen können. Das Fundament und die Bodenplatte für das Unterwerk sind bereits gegossen. Der Baukörper selbst wird als Fertigteilbausatz angeliefert und soll bis Ende des Jahres stehen.

Weiter in Richtung Wohngebiet gehend, fallen mir unmittelbar vor der Gleiskurve besondere Schläuche an den Schienen auf. Dahinter versteckt sich eine Spurkranzschmieranlage. Diese Anlage fettet die Flanken der Schienen, damit keine oder nur sehr geringe Geräusche beim Durchfahren der Straßenbahnen entstehen. Die genauen technischen und physikalischen Details möchte ich an dieser Stelle aussparen. Wer sich dafür interssiert, dem sei der dazugehörige Artikel bei Wikipedia ans Herz gelegt.

In der Johannes-R.-Becher-Straße konzentrieren sich die Arbeiten derzeit auf die kleine Parallelfahrbahn neben den verlegten Gleisen. Einige werden sich vielleicht erinnern: Zwischen der Hauptstraße und dem für die Straßenbahn vorgehaltenen Grünstreifen existierte noch eine parallel zur Hauptstraße liegende Straße, die vor allem als Zuwegung zu den Häuserblöcken und Parkplätzen diente. Große Platten, die mit der Zeit immer unebener wurden, waren hier verlegt. Die MVB erneuert nun diese Parallelfahrbahn komplett. Ursprüngliche Planungen sahen das gar nicht vor. Die Stolperstellen sind damit Geschichte und die Anwohner erhalten eine ruhige Fahrbahn.

Bereits vor einiger Zeit, als der Gleisbau in diesem Abschnitt noch voll im Gange war, kam eine ganz besondere Maschine im Kannenstieg zum Einsatz: Die Gleisstopfmaschine. Von diesen „Monstern“ gibt es nur wenige in Deutschland, weswegen sie durch die gesamte Republik hin und her „reisen“. Im Mai war sie für zwei Tage auch im Kannenstieg, um die neuen Schienen zu befestigen und zu stopfen. Ein Spektakel, was man mal gesehen haben sollte. Die Anwohner werden sich aber freuen, dass sie wieder fort ist, ist sie doch nicht ganz leise.

Im südlichen Bereich der Johannes-R.-Becher-Straße erfolgen die Leitungsumverlegungen zusammen mit den Städtischen Werken, damit die Umbindung der Fernwärmetrasse zwischen Zufahrt Altenheim und Kannenstieg auf die neue Trasse noch in diesem Sommer in der heizfreien Zeit erfolgen kann. Dies ist wichtig, damit es für die Mieter nicht kalt wird.
Wenn die Leitungen verlegt sind, was übrigens die meiste Bauzeit in Anspruch nimmt, kann auch hier, wie im nördlichen Bereich, der Gleisbau beginnen. Bis zum nächsten Herbst 2021 soll schließlich die neue Strecke ans Netz gehen.

Die MVB steht übrigens im ständigen Austausch mit der Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA) Kannenstieg. Kleinere und größere Probleme oder auch Anregungen während der Bauzeit sammeln die Bürger und geben diese Hinweise gebündelt an die MVB weiter. So konnten bereits unkompliziert und schnell für die Anwohner wichtige Dinge geklärt werden. So werden von der MVB an der Haltestelle Kannenstieg zwei Sitzbänke aufgebaut, damit die Fahrgäste nicht stehen müssen, wenn sie auf den nächsten Bus warten. Das ist nur ein Beispiel von vielen.

 

Bis zum nächsten Mal!

Euer Tim